Bitcoins vor der Spaltung: Was sind die Folgen? Was sollte man tun?

Heute, Dienstag, 1.8. gegen 14 Uhr 20 deutscher Zeit soll es zu einer Bitcoin Aufspaltung kommen.  Eigentlich wollte ich dazu ein Interview mit einem Bitcoinexperten auf Youtube veröffentlichen, aber leider kam es vor der Abspaltung nicht mehr dazu. Daher hier nur kurz meine markttechnische Sichtweise als langjähriger Börsenjournalist. Den besten deutschsprachigen Artikel zu den technischen Details, den ich dazu gefunden habe, findet ihr hier.

Folgen aus meiner Sicht:

– Es wird eine Marktbereinigung geben. Walletanbieter, die das neue Bitcoin Cash nicht automatisch zur Verfügung stellen, werden Marktanteile verlieren. Beispielsweise hat mein Anbieter, einer der größten, sich einfach nicht dazu geäußert, ob er die neuen Bitcoins automatisch einbucht oder was er überhaupt macht. Da ich zu viel um die Ohren habe (und da bin ich sicher nicht der Einzige), habe ich meine BTC nicht transferiert und muss jetzt beten, dass mein Anbieter die Coins einbucht. Alleine, dass es keine Ankündigung gegeben hat, macht mich schon wütend. Wenn jetzt die neuen BTC nicht eingebucht werden, wechsle ich auf jeden Fall den Anbieter und so werden es viele machen.

– Ich glaube nicht, dass Bitcoin Cash eine Chance hat. Ich würde den Kurs sehr genau beobachten. Am Anfang dürfte er wahrscheinlich eher steigen, weil es den meisten nicht möglich ist, zu verkaufen. Diejenigen, die vorher in Futures short gegangen sind, decken vielleicht am ehesten ein, bei den Börsen, bei denen es geht. Aber sobald alle eingebucht sind, könnte es sehr schnell nach unten gehen.  Ich schätze, man wird dann nicht viel Zeit haben, weshalb ich um so wütender bin, dass ich nicht weiß, was mein Anbieter heute macht (Arschlöcher!!!!).

Begründung: Solche Minderheitsabspaltungen von Puristen gehen fast immer unter. Die Masse bleibt beim Marktführer. So ist das auch mit den meisten alternativen Coins (Altcoins). Es gibt über hundert. Ich werde mit meinem Experten noch ein Interview führen, in dem er erzählt, welche Altcoins er am vielversprechendsten findet. Ich denke aber, Bitcoins wird der Marktführer bleiben, weil viel zu viele Anbieter und Marktteilnehmer in ihn investiert haben. Für das Problem mit der langsamen Übertragung hat man zum Beispiel mit dem Segregated Witness-Protokoll (wird wohl noch im August eingeführt) eine gute Lösung gefunden.

Aber selbst wenn diese Lösung nicht zufriedenstellend sein wird, kann man sich eine andere Lösung einfallen lassen. Alle, die jetzt in Bitcoins investiert haben, sind daran interessiert. Da Bitcoins derzeit die mit weitem Abstand größte Marktkapitalisierung aufweisen, sind hier auch die meisten investiert.  Das bedeutet keine Garantie für immer, denn Marktführer können auch verschwinden, gerade weil es sich um keinen staatlich vollständig kontrollierbaren Markt handelt (auch wenn der Staat sich einmischt und damit den Markt verzerrt). Aber im Moment sehe ich keine Probleme, die nicht auch innerhalb des Bitcoin-Protokolls generell gelöst werden können. Da ich kein Tech-Experte bin, kann ich mich dabei aber auch täuschen.

Wenn ich nicht so viele andere Sachen zu tun hätte, würde ich mich Tag und Nacht nur mit Kryptowährungen beschäftigen. Das kann ich jedem nur empfehlen. Es ist eine Möglichkeit, überall auf der Welt Geld zu verdienen, was zum Beispiel eine Auswanderung erleichtert. Bei uns im Project Escape kann man zum Beispiel sogar seine Immobilie mit Bitcoins bezahlen. Und die Zimmer und das Essen im Restaurant wird man auch mit Bitcoins bezahlen können.  Nach wie vor gilt, was ich vor mehr mal vier Jahren (meine Güte, wie die Zeit vergeht!) bei einem Stand von etwa 100 Euro geschrieben habe: Bitcoins können unendlich steigen.

Die Blockchain-Technologie wird am Ende alle Zentralbanken und alle Staaten vernichten.

Aber das werde ich ausführlicher erst in meinem nächsten Buch erklären. Hier könnt ihr auf Seite 26 aber schon einmal lesen, warum Banken weitgehend überflüssig werden. Den Artikel habe ich ironischerweise für die staatliche Landesanstalt für Medien in NRW geschrieben.

Löcher in der Matrix.

Update 2.8. 9 Uhr früh deutscher Zeit:

Die Abspaltung war erfolgreich. Der Kurs von Bitcoin Cash hält sich gut. Allerdings ist es bei vielen Anbietern noch nicht möglich, über sie zu verfügen. Ich bleibe bei meiner Prognose, dass sich BCC nicht durchsetzen werden. Aber auf der anderen Seite ist es auch gefährlich, seine BCC von einer Brain oder Paper Wallet runterzuholen, weil man dazu einem Drittanbieter seinen Private Key geben muss, mit dem man die BTC & BCC stehlen könnte. Wichtig zu wissen: Die BCC gehen nicht verloren, auch wenn man jetzt nichts macht. Eine Möglichkeit wäre, diejenigen BCC, die man auf einer Börse hatte, die das unterstützt, schon zu verkaufen und den Rest zu behalten und einfach abzuwarten. Mir wäre das Risiko jedenfalls zu hoch, den Private Key wegzugeben.

Den bester Artikel den ich dazu gefunden habe findet ihr hier. Der sicherste Weg erscheint mir Stand heute (bin aber wie gesagt, kein Tech-Experte!), seine BTC von der Brainwallet auf eine neue Adresse zu transferieren. Auf der alten Adresse bleiben aber die BCC. Wenn man dann diesen Private Key preisgibt, können einem höchstens die BCC geklaut werden, aber nicht die BTC.

Es hat mich zwei Tage gekostet, dahinter zu steigen. Das heißt aber auch, dass BTC noch nicht reif für den Massenmarkt ist. Das sind gute Nachrichten. Denn erst wenn jeder das anwenden kann, ohne sich ewig einlesen zu müssen, kann es sich als Geld durchsetzen. Das heißt aber auch, dass BTC immer noch am Anfang stehen und viel Aufwärtspotenzial haben. Das größte Risiko ist, dass sich eine andere Cryptowährung durchsetzt. Die Blockchain-Technologie zum sicheren Abschließen von Verträgen wird sich aber nach meiner Meinung absolut sicher durchsetzen und damit irgendwann alle Regierungen überflüssig machen.

Zu den Hintergründen der aktuellen Geschehnisse lesen Sie meine Besteller “Das Kapitalismus Komplott” und “Die Vereinigten Staaten von Europa“. Rezensionen von Wissenschaftlern und Prominenten finden Sie hier.

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